Ich hätte nie gedacht, das einmal zu schreiben: Ich bin mit dem Verhalten des Vorstandes von Wikimedia Deutschland nicht mehr einverstanden.
Während ich bei aller (meist sehr heftigen) Kritik in der Vergangenheit ihn noch verteidigt habe, und mehr Sachlichkeit, Grundvertrauen und Verständnis angemahnt habe, muss ich meine Einstellung inzwischen revidieren. Offenbar war ich wohl zu naiv und habe den ständigen Beteuerungen, dass man sich um eine verbesserte Kommunikation bemühe, zuviel Glauben geschenkt. Tatsächlich erweist sich der Vorstand als Gremium insgesamt als erstaunlich lernresistent. Ich weiß nicht ob es Unfähigkeit, Absicht oder schlichte Ignoranz ist. Ersteres würde mich noch mehr erschrecken, zweites mag ich einfach nicht glauben, also tendiere ich zu drittem.
Als im Herbst letzten Jahres eine gGmbH als Tochtergesellschaft gegründet wurde, und irgendwie „vergessen“ wurde, dies auch zu kommunizieren, wurde ein Kommunikationsproblem eingeräumt und Besserung gelobt. Da meiner Meinung nach der inhaltliche Fakt – die gGmbG-Gründung – absolut in Ordnung und sinnvoll war, fand ich das nicht allzu tragisch. Dennoch reichte es aus, dass 10% der Vereinsmitglieder eine außerordentliche Mitgliederversammlung für Januar einberiefen. Dort wurde in flammenden Reden, vor allem vom Vereinsvorsitzenden, nochmals ein Kommunikationsdefizit eingestanden und Besserung gelobt. Es folgten hitzige aber konstruktive Debatten, man nahm die Versprechen an und bestätigte den Vorstand beim Misstrauensvotum recht komfortabel. Ich war damit zufrieden, auch ich habe für die Bestätigung gestimmt.
Als im März dann die reguläre Mitgliederversammlung samt Vorstandswahlen anstand, wurden die erneut angetretenen Vorstandsmitglieder ausnahmslos wiedergewählt. Auch hier gab ich diesen meine Stimme, nach der Vorstellung der Pläne für das kommende Jahr war ich überzeugt, dass die Mitglieder in die richtige Richtung gehen. Es wurde erneut gelobt, für eine deutlich verbesserte Kommunikation mit den Mitgliedern zu sorgen. Ein neuer Schriftführer, der beruflich im Pressebereich tätig ist, machte mir Hoffnung auf mehr Transparenz und mehr Informationen aus dem Vorstand.
Das erste Mal enttäuscht wurde ich bereits kurz danach. Eines der Hauptprojekte des Vereins in diesem Jahr ist die Aktion „Wikipedia muss Weltkulturerbe werden“. Nur leider wurde dies auf der MV bei allen vorgestellten Planungen mit keiner Silbe erwähnt. Ich war entsprechend angesäuert ob dieses Affronts gegen die Vereinsmitglieder. Man besaß tatsächlich sogar die Chuzpe, das Vorhaben am Tag nach der MV im kleineren Kreis vorzustellen. Nun kritisiere ich auch hier wieder nicht den Inhalt der Aktion (gleichwohl ich da anderer Meinung bin), sondern die Art und Weise der Nichtkommunikation. Das größte Vorhaben des Vereins nicht bei den Planungen auf der MV vorzustellen empfinde ich schon als gehörig dreist. Aber auch das nahm ich noch einigermaßen gelassen hin und beließ es bei einem Blogpost.
Leider hat sich allerdings auch sonst praktisch nichts an der Kommunikation zwischen Vorstand und Verein gebessert. Die Informationen über die Vorstandssitzungen verdienen diesen Namen nicht. So ist der letzte Eintrag von Anfang Mai, und auf mehr als der Hälfte aller Vorstandssitzungen wurde offenbar nur die Aufnahme neuer Mitglieder beschlossen. Irgendwie mag ich nicht glauben, dass dies das einzige Ergebnis der jeweiligen Sitzungen sein sollte. Falls doch, machte es die Angelegenheit auch nicht besser.
Dass ich erst von dieser Seite erfahren muss, dass es wohl einen Antrag auf Anfechtung der Satzungsänderung gab, verwundert mich dann kaum noch. Auch hierzu: Null Information an die Mitglieder. Wenn ich nach Erhalt des MV-Protokolls nichts weiter höre, gehe ich eigentlich davon aus, dass es keinen Einspruch dagegen gab und es daher ohne Gegenstimme gültig wurde. Auch darauf kann ich mich nun nicht mehr verlassen.
Der aktuelle Höhepunkt der Misskommunikation ist es jedoch, dass es (vermutete) Probleme mit einem von den Mitgliedern per MV-Beschluss eingesetzten Ausschuss gab. Hier wurden die Probleme nicht nur gegenüber den Vereinsmitgliedern und der Community totgeschwiegen, nein, als Krönung des Ganzen wurden noch nicht einmal die betreffenden Ausschussmitglieder kontaktiert. Ergebnis ist eine desaströse Diskussion um ein sehr sinnvolles Projekt, der Rücktritt eines Ausschussmitglieds, und ein generelles Mißtrauen wohl aller Ausschussmitglieder gegenüber dem Vorstand. Statt Kommunikation erfolgten Vertrauensbruch und bisher haltlose Vorwürfe.
Dabei wurden fraglos das Ansehen des Vereins sowie auch teilweise der Wikipedia beschädigt.
Nun ist mir natürlich klar, dass der Vorstand keine homogene Masse ist sondern aus 10 Mitgliedern mit teilweise recht differierenden Ansichten besteht. Doch wie sind diese unterschiedlichen Ansichten, wo kann man diese erfahren? Solange die Vorstandsmitglieder sich in Schweigen hüllen, kann ich da auch nichts differenziert betrachten. Kommen nur (sehr wenige und teilweise recht nebulöse) Vorstandsstatements, kann ich auch nur den Vorstand insgesamt als solchen beurteilen. Und dieses Urteil ist momentan für mich selbst sehr enttäuschend.
Einen positiven Ausreißer möchte ich allerdings nicht verschweigen: Achim kommuniziert als bisher einziger auch ab und an seine persönliche Meinung. Ansonsten herrscht Schweigen im Walde. Der Schriftführer schreibt nicht (zumindest nichts öffentlich), und auch vom anderen Mitglied im Ressort „Vereinskommunikation“ habe ich seit der Wahl nichts mehr diesbezüglich vernommen.
Da ich im Sinne einer konstruktiven Kritik nicht nur die Probleme benennen, sonder auch Lösungsmöglichkeiten aufzeigen will, folgendes an alle Vorstandsmitglieder: Hört auf, Euch abzuschotten, kommuniziert! Berichtet aus den Vorstandssitzungen! Berichtet aus den einzelnen Ressorts! Der monatliche Bericht aus der Geschäftsstelle macht es vor. Es muss auch nicht gleich monatliche Berichte geben, aber fangt endlich an, etwas über Eure Arbeit mitzuteilen! Ansonsten gibt es auf der nächsten MV wieder die Frage, was Ihr eigentlich so im Einzelnen überhaupt gemacht habt.
Wenn Ihr Probleme seht, teilt diese mit. Es gibt dafür extra einen internen Mitglieder-Bereich im Forum, wo Ihr unter Ausschluss der Öffentlichkeit diese ansprechen könnt. Die Vereinsmitglieder sind nicht so unmündig, wie Ihr scheinbar glaubt. Man kann diesen auch mal die Konfliktpotentiale, die Ihr seht, zumuten.