Gestern lief eine Sendung mit treuer Fangemeinde zum letzten Mal im Fernsehen. Wenn man die Medienmeldungen heute so überblickt, müsste es sich dabei um „Anne Will“ handeln:
- Anne Wills Abschied ohne Trauer (Financial Times Deutschland)
- Anne Will: Zum Abschied stimmte alles (Meedia)
- „Was soll ich groß rumjammern?“ (Die Zeit)
- Anne Will zeigt bei letztem Sonntagstalk keine Bitterkeit (Süddeutsche)
Doch Anne Will ging nur in die übliche Sommerpause und bekommt danach einen neuen Sendeplatz. Manches liest sich allerdings wie ein Abgesang auf eine eingestellte Sendung.
Tatsächlich zum letzten Mal wurde gestern allerdings die Sendung „neues“ ausgestrahlt. Nach 20 Jahren ist nun Schluss, ein Abschied, der sogar eine eigene Facebook-Gruppe mit über 1.000 Fans entstehen lies.
Produziert und verantwortet wurde die Sendung vom ZDF. Vermutlich soll mit der Einstellung der Sendung mit eher jüngerem Publikum ein weiterer Schritt in Richtung Verjüngung gegangen werden: „Neuer ZDF-Intendant Bellut will Publikum drastisch verjüngen“ (Spiegel Online). Mehr als Sarkasmus fällt mir leider nicht dazu ein. Interessant auch das Medienecho: Während auf die Sommerpause von Anne Will zig Meldungen zu finden sind, ergibt eine Suche bei Google News nach der Einstellung von „neues“ dann tatsächlich auch eine aktuelle Meldung. Respekt!
Die Einstellung konterkariert die Verjüngungsstrategie, welche allgemein im öffentlich-rechtlichen Rundfunk postuliert wird. So wurde kürzlich das „c’t Magazin“ ohne Vorwarnung zum großen Manitu befördert – hier ist es zumindest inhaltlich nicht sonderlich schade drum – und auch „Abenteuer Wissen“ wurde Anfang Mai eingestellt. Dies waren alles Sendungen mit einer Zielgruppe deutlich unter dem üblichen Altersdurchschnitt der Zuschauer. Zumindest „neues“ und „Abenteuer Wissen“ waren dabei auch von hochwertigen Inhalten geprägt – sie boten Informationen und Bildung auf eine unterhaltsame Weise. Die Sendung „neues“ erhielt 2008 gar den Deutschen Fernsehpreis. Zuletzt wurden die Sendungen immer seltener, vermehrt verhinderten Thementage auf 3sat eine Ausstrahlung.
Statt solche Sendungen nun auszubauen und auf attraktive Sendeplätze zu bringen, werden sie eingestellt und statt dessen dubiose Nachfolgesendungen angeboten, welche sich kaum beachtet auf Spartenkanälen wie ZDFKultur finden lassen. So wird man eine Verjüngung des Publikums wohl kaum erreichen: Sahen sich interessierte Zuschauer noch regelmäßig diese Wissenssendungen und Sendungen zu Netzthemen an, werden sie wohl nun endgültig in selbiges abwandern – schade TV, Chance vertan!